
„Pakistan ist der spektakulärste Ort, an dem ich je geflogen bin“
Seid wann weißt du, dass du die Welt lieber aus der Luft betrachtest?
Von klein auf habe ich vom Fliegen geträumt. Ich träumte, ein Freund Peter Pans zu sein und ich verkleidete mich in der Schule immer als Superman. Als ich sieben Jahre alt war, begannen meine älteren Cousins Raúl und Félix Rodríguez mit dem Fliegen. Heute zählen beide zu den Legenden des Gleitschirmfliegens. Ich wusste, dass ich, sobald meine Mutter mich lassen würde, ebenfalls fliegen würde.

An was erinnerst du dich von deinem ersten Flug?
Zum ersten Mal alleine flog ich in Chinchilla de Montearagón, in der Nähe von Albacete (Spanien). Ich war damals 14. Es war ein sehr kurzer Flug von 60 Metern und eineinhalb Minuten. Aber obwohl er der kürzeste Flug meines Lebens war, verliebte ich mich bis über beide Ohren in das Gefühl zu fliegen, aufzusteigen, die Dinge von oben zu sehen und den Flug selbst zu kontrollieren.

Wie sieht die Welt von oben aus?
Spektakulär. Ich fliege gerne sehr hoch, um den Ort aus einer Perspektive zu betrachten, die sonst kaum jemand hat. Fliegen ist das reinste Gefühl von Freiheit.

Du bist gerade aus Madagaskar zurückgekommen. Was hat dich an der afrikanischen Insel am meisten überrascht?
Ihre Größe: 1500 Kilometer Länge und 500 Kilometer Breite. Und die vielen unterschiedlichen Klimaverhältnisse, im Norden ist es ganz anders als im Süden. Die Ostküste ist sehr trocken, die Westküste waldig und das Zentralplateau hat super hohe Berge und riesige Felswände. Die Landschaften unterscheiden sich von allen, die ich bisher gesehen habe. Wir sind über 500 Meter hohe grüne Felswände geflogen, die komplett mit einer Art Moos bedeckt waren.

Dank dieser Sportart, konntest du auch die Polarlichter aus der Nähe betrachten. Wie war dieser Flug durch die Polarlichter im norwegischen Tromsø?
Er war eine absolute Herausforderung. Zunächst wegen der Kälte. Es waren minus 20 Grad am Boden, doch senkt sich die gefühlte Temperatur bei einem Flug bei 60 km/h mit Gegenwind um einiges. Die Ausrüstung war sehr wichtig. Ich trug Thermohandschuhe und einen Neoprenanzug. Ich flog mit einem Motorschirm, da es sich um eine Gegend mit katabatischen Winden handelt, also Fallwinden, gegen die ich ankämpfen musste, um aufzusteigen. Außerdem mussten wir mehrere Tage auf die Polarlichter warten. Manchmal sah man sie um 21 Uhr, manchmal um ein Uhr nachts und dann wieder um fünf Uhr morgens. Weil sie so kurz sind, mussten wir sofort bereit und der Motorschirm warm sein. Wir schliefen wenig und arbeiteten viel, doch die Bilder waren es wert.

Welcher Flug war für dich am speziellsten?
Es gibt mehrere. Als ich über die Maya-Pyramiden von Tikal in Guatemala flog, über den Großen Jaguar und die umliegenden Tempelanlagen. Oder als ich Afrika von Norden nach Süden überflog, in vier Monaten von Ägypten nach Südafrika. Ich flog über die Victoriafälle, die zweitgrößten Wasserfälle der Welt, über die Elefanten im Okavangodelta und über den Ngorongoro National Park. Dort landete ich hoch oben auf dem Krater des Ol Doinyo Lengai, der von den Massai als Gottesberg bezeichnet wird. Seit seinem letzten Ausbruch waren vier Jahre vergangen und so zeigte er sich als perfekter Vulkan mit schwarzer Lava.

Wo würdest du noch gerne fliegen?
In der Antarktis. Mit dem Gleitschirm war dort noch niemand. Wir würden gerne die Ersten sein und den Weg in dieses gefrorene Paradies ebnen. Außerdem planen wir eine Expedition in die Mongolei, um sie mit einem Biwakflug zu durchqueren. Bei einem Biwakflug folgt man mehrere Tage lang einer Linie. Wo man ankommt, schläft man und am nächsten Tag fliegt man weiter. Am liebsten würde ich aber nach Pakistan zurückkehren. Ich war 2011 dort und bis heute ist es der spektakulärste Ort, an dem ich geflogen bin, mit Bergen von 7000 und 8000 Metern Höhe und vergessenen Tälern. Es gibt keine Straßen, keine Dörfer, einfach nichts.

Und wie reist du, wenn du am Boden bist?
Ich habe wenig Zeit zum Reisen. Ich bin daran gewöhnt, stets mit meinem Gleitschirmrucksack zu reisen. Wenn ich ihn nicht dabei habe, denke ich immer, dass ich etwas vergessen habe. Normalerweise reise ich mit meiner Freundin nach Mallorca, mein Vater hat dort ein kleines Segelboot und ich fahre gerne hinaus aufs Meer. Ich mache auch gerne Scuba Diving, gehe gerne tauchen. Und ich würde gerne nächstes Jahr nach New York fahren.

Und neben dem Empire State fliegen?
Ja (er lacht). Vom Empire State zu springen, wäre ein fantastisches Abenteuer.
